Tradition

Unser Verein hat eine lange Geschichte mit vielen Erlebnissen und Erfolgen zu erzählen. Einiges davon haben wir hier für euch zusammengefasst. Am Schluss wird auch noch die Damenabteilung vorgestellt.

Chronik des Schützenvereins Heidberg-Falkenberg v. 1871 e. V.

Deutschland in der 2. Hälfte des 19 Jahrhunderts. Nachdem die Napoleonischen Kriege innerhalb des Deutschen Bundes ein neues Gefühl der Zusammengehörigkeit geschaffen hatten, drängt Preußen nach dem gewonnenen Krieg gegen Österreich das Habsburgische Kaiserhaus aus der deutschen Führungsrolle und Österreich aus dem Bund. Nach dem gemeinsam mit den übrigen Staaten des Deutschen Bundes über Frankreich errungenen Sieg erfolgt die Vereinigung der Deutschen Kleinstaaten unter preußischer Führung. Viele Krieger kehren im Siegestaumel in ihre Heimat zurück, Kaiser Wilhelm I.  wird als großer Feldherr und Einiger des deutschen Vaterlandes gefeiert.

Interessengruppen finden sich überall im Reich zusammen und gründen Vereinigungen im politischen, sozialen, praktischen und sportlichen Bereich.

Es ist auch die Zeit der Gründung vieler Sport- und Schützenvereine. Man nimmt sich Zeit, sich um Hobbys zu kümmern. Jagen, Schießen und die Pflege von Tradition stehen hoch im Kurs.

Im Jahre 1861 wird in Gotha der Deutsche Schützenbund gegründet. Bremen und sein Umland werden zu einer Hochburg des Schützenwesens. Auf der Bürgerweide in Bremen wird eigens eine Halle für die Durchführung von Bundesschießen für 3000 Menschen errichtet. Schützenvereine wie Scharmbeck, Blumenthal und Lilienthal entstehen.

Die selbständigen Dörfer Heidberg, mit damals ca. 20 bäuerlichen Anwesen (Feuerstellen), und das etwas größere Falkenberg, mit ca. 50 Anwesen, die von Arbeitern, Bauern selbständigen Kaufleuten und Gastronomen bewohnt wurden, waren Heimstatt von Leuten, die unabhängig von Rang und Stand ihr Interesse an diesem, nach damaliger Ansicht, wahren Männersport bekundeten. Und so wurde im Jahre 1871 der Schützenverein Heidberg-Falkenberg gegründet.

Die Schützen Hinrich Gefken (Hauptmann) und Wilhelm Wöltjen (Leutnant) aus Falkenberg sind die ersten genannten Vorsitzenden des neuen Vereins, dessen Geschichte leider erst aus Protokollen und Geschäftsberichten ab dem Jahre 1881 nachgelesen werden kann. In diesem, zum Teil unübersichtlich verfassten, Protokollbuch steht dann erstmals zu lesen, dass der Verein 34 Mitglieder aus Heidberg, Falkenberg, Trupermoor, Moorhausen, Trupe, Oberende und anderen umliegenden Orten hatte, und sein Jahresbeitrag wurde auf  3 Mark festgelegt. Auf der Jahreshauptversammlung des 5.7.1885 wurde außerdem beschlossen:

Zum Festball des Heidberg-Falkenberger Schützenfestes kann jeder Schütze eine Dame frei mitführen, muß sich aber mit derselben an der Kasse melden, so daß beider Namen angeschrieben werden.

Damenkarten werden nicht ausgegeben.

Eintritt 1 Mark, Damen 30 Pfennige,

Nichttänzer zahlen 50 Pfennige!!!

Im Jahre 1891 berichtete der langjährige Protokollführer und Heidberger Dorfschullehrer Johann Tiedemann vom Bau einer sogenannten Bude (Schießstand) aus Steinen und Ziegeln. Hierfür lieferte der Schützenverein einen Teil des Baumaterials und stellte Arbeiter. Scheeren, Sparren und Maurerplatten sowie die Beköstigung der Arbeiter wurden von Gastwirt Pein übernommen.

In den folgenden 90er Jahren ist eine turbulente Zeit nachzulesen. Häufig wurde von Wechseln in der Vorstandschaft berichtet. So wurde 1890 dem Vorsitzenden Gefken ein Hauptmann (Klaus Kahrs) zur Seite gestellt. Hermann Schomacker wurde Leutnant.

Im Jahre 1892 wurde dann Hinrich Rohdenburg Vorsitzender und Friedrich (Kutscher) Behrens zum Leutnant gewählt. Drei Jahre später übernahmen Hinrich Behrens aus Heidberg und Hermann Haltermann aus Falkenberg diese Ämter, um sie bereits weitere drei Jahre später an Hermann Haltermann aus Heidberg und Hinrich Haltermann aus Veerenmoor wieder abzugeben.

Der Bau der Bude sowie Reparaturarbeiten und Ausbau der Standanlagen führten zu Minusbeständen in der Kasse. So wurden Umlagen beschlossen, die zu Austritten und Streit in der Vereinsführung führten. Von der Generalversammlung wurde im Jahre 1897 beschlossen, dass die gesamte Austrittsliste solange für ungültig erklärt wird, bis alle beschlossenen Umlagen eingegangen sind. Dieses soll vom Vorstand notfalls gerichtlich vorangetrieben werden. Da der Vorstand des Vereins diese Vorgaben nicht erfüllen konnte, wurde zum 13. Februar 1898 eine außerordentliche Generalversammlung mit persönlicher Einladung einberufen. Hier wurde der gesamte Vorstand kurzerhand abgesetzt und Johann Tiedemann zum Präsidenten gewählt. Fritz Melloh wurde Hauptmann und Hermann Haltermann Schriftführer. Abermals wurde beschlossen, dass die ausstehenden Gelder notfalls gerichtlich einzutreiben sind.

Es wurde ebenfalls beschlossen, dass der Verein sich eine Satzung geben würde, und da man in Wörpedorf bereits eine solche ausgearbeitet hatte, solle diese abgeschrieben werden.

Der ständige Wechsel in der Vereinsführung ging dann am 29.12.1901 zu Ende. Hinrich Haar aus Falkenberg wurde zum Vorsitzenden, und wenige Jahre später zum Hauptmann des Vereins gewählt und sollte dieses bis zu seinem Tode im Jahre 1929 bleiben. Der Verein wies 80 Mitglieder auf und schloss erstmals eine Haftpflichtversicherung für alle Schützen ab. Johann Hinrich Pein aus Californien wurde das erste auswärtige Ehrenmitglied.

Im Jahre 1903 begründeten die Vereinsmitglieder eine Tradition, die bis 2010 anhielt. Zum Umzug wurde bei der damaligen Brauerei Falkenberg im heutigen Brauereiweg angetreten. Erst mit dem Bau der Straßenbahnlinie bis nach Falkenberg musste der Umzug auf eine andere Strecke verlegt werden. Ein paar Jahre startete der Umzug dann bei der Gaststätte Schomacker in Heidberg und seit 2014 direkt am Schützenplatz.

Zur Fahnenweihe des Schützenvereins Lilienthal wurde ein Fahnennagel anlässlich des Festumzuges  mit großer Beteiligung überreicht.

Zum Schützenfest und zur Nachfeier im Jahre 1906 spielten bereits pro Tag jeweils 8 Musiker von der Kapelle Diedrich Pape, dem zur Auflage gemacht wurde, wenn die Musik nicht nach dem Ermessen des Vorstandes gut ausfiele, so müsse er 10 Mark Strafe zahlen.

Für 257 Mark Arbeitslohn und gestifteten Baumaterialien wurde im Jahre 1910 der Schießstand erneuert. Zum 40-jährigen Bestehen stifteten im Jahre 1911 die Gastwirte Albert Pein und Hinrich Schomacker sowie der Bäckermeister Diedrich Grimm eine neue Fahne, die bis zum heutigen Tage erhalten ist. Erstmals wurde in diesem Jahr eine Freihandscheibe für das Preisschießen im September aufgestellt. Bereits zu dieser Zeit wurde außerdem auf Karton (Teilerscheiben) geschossen.

In den Kriegsjahren 1914-1918 wurde der Verein zur Kriegsfinanzierung herangezogen, und da keine Veranstaltungen stattfanden, musste dieses mit Krediten aufgebracht werden.

Nach dem 1. Weltkrieg begann für den Verein eine Zeit der Expansion. Wenn im Jahre 1919 auch noch die bereits 1914 gekauften Preise verwendet wurden, so gab es zum Jubiläum 1921 aber bereits einen Sonderpreis von 100 Mark zu gewinnen. Am Königsschießen beteiligten sich 71 Schützen und zum Preisschießen erschienen 58. Wegen der Inflation betrug der Jahresüberschuss im Jahre 1924 10.307.450 Mark. Ebenfalls in diesem Jahr wurde eine Eintragung ins Vereinsregister beantragt.

Die Schützen aus Wörpedorf, Lilienthal, Huxfeld und Heidberg gründeten den Wörpe-Wümme-Verband, zu dessen Sitzungen jeweils zwei Delegierte entsandt wurden.

Im Jahre 1925 wurde zum Schützenfest ein 175m-Schießstand eingeweiht.

Die Vorsitzenden Chr. Bischoff, Georg Bellmann und J. D. Varrelmann trieben organisatorische Fragen zur Entscheidung. So wurde dem Deutschen Schützenbund und dem Kreisverbund Osterholz – Blumenthal (heute Bezirk Osterholz) beigetreten und ein Sportlerpass mit Stammvereinserklärung eingeführt. Der Heidberger Lehrer Karl Lilienthal führte in poetischer Anwandlung ausführlich Protokoll. Von Johann Haltermann wurde 1935 die heutige Königskette mit alten Münzen besorgt. Die politische Lage vor dem 2. Weltkrieg bestimmte die Aktivitäten der auslaufenden 30er Jahre. Es wurden eigene Kinder- und Jungschützenumzüge veranstaltet. Wehrsportgruppen, Hitlerjugend und Wachmannschaften des Falkenberger Gefangenenlagers beteiligten sich an den Schießübungen.

Mit einem unvollendeten Protokoll endet das Vereinsleben im Jahre 1942 und sollte erst 8 Jahre später wieder aufgenommen werden.

Am 31. März des Jahres 1950 versammelten sich ca. 40 ehemalige Mitglieder und Freunde des Schießsports zur Wiedergründung des Vereins.

Nach dem verlorenen Krieg und den erheblichen Verlusten auch im eigenen Umfeld bestand kein Bedarf mehr an einem Hauptmann und Leutnant. Zum 1. Vorsitzenden wurde Karl Thomsen aus Moorhausen in offener Abstimmung einstimmig gewählt. Zum 2. Vorsitzenden ernannte die Versammlung Johann D. Meyer aus Heidberg.

Der Beitrag wurde auf 6.- DM festgesetzt und sogleich wurde beschlossen, bereits im laufenden Jahr wieder ein Schützenfest zu feiern. Ein Luftgewehrstand wurde hergerichtet, Luftgewehre wurden von Privatpersonen besorgt und ein reichhaltiges Schießprogramm konnte bereits angeboten werden:      

                        2 Königsvögel                          (Schießgeld  6.- DM einschl. Festscheibe)

                                                                           (Auswärtige –  ohne Rümpfe 8.- DM)

                        1 Kindervogel                           (Schießgeld 0,50 DM )

                        1 Festscheibe                          (2 Schuss aufgelegt – 2 Schuss freihändig)

                        1 Konkurrenz Auflage               (3 Karten 0,90 DM)

                        1 Konkurrenz Freihand             (3 Karten 0,90 DM)

42 Schießkarten wurden verkauft, und 19 Schützen erzielten 35 und mehr Ringe ( von 36 ). Am Abend wurde dem scheidenden König Hinrich Engelken nach 11-jähriger Amtszeit die von ihm über die Zeit gerettete Königskette abgenommen und der 1. Vorsitzende Karl Thomsen zum Schützenkönig Karl II. gekrönt. Vizekönig wurde Hermann Stelljes, und Heinz-Georg Gefken errang die Würde des Kinderkönigs.

Im folgenden Jahr wurde unter großer finanzieller Anstrengung eine Schützenhalle mit den Maßen 6 X 13 m erstellt, wobei Anteilscheine im Werte von 50.-DM  und 25.- DM an Mitglieder  ausgegeben wurden. Der Gesamtwert der Anteile wurde mit über 4000.- DM beziffert.  In den folgenden Jahren wurden, je nach Finanzlage, Anteile ausgelost und zurückgezahlt. Der Verein wurde beim Amtsgericht eingetragen, trat dem Bezirksschützenverband Osterholz / Bremen-Nord und dem Deutschen Schützenbund bei. Zum 80. Jubiläumsschützenfest erschienen bei feuchtem Wetter Honoratioren des NWDSB und des Bezirks, sowie eine große Anzahl an Schützen und Gästen aus nah und fern.

Im Jahre 1955 übernimmt Bäckermeister Hans Brüning aus Falkenberg das Amt des 1. Vorsitzenden und gibt es bereits nach zwei Jahren in die Hände von Hinrich Poppe aus Falkenberg weiter. Dieser führt den Verein durch eine arbeitsreiche Zeit. Viele Feierabende und auch Sonntage werden zur Ableistung von Arbeitsdiensten genutzt, um immer wieder Sandwälle und Blenden instand zu halten und somit die Sicherheit beim auflebenden Kleinkaliberschießen zu gewährleisten. Ein betonierter Anzeigestand für das KK-Schießen wird eingeweiht, und die Heidberger Schützen werden um ihre Schützenheimat beneidet.

Der Festplatzbetrieb wird immer attraktiver. Ständig sind jetzt zwei Karussells, eine Schiffschaukel und viele Buden zu bestaunen. Die Geschichte vom „Heidbarger Zeegenmarkt“ gehört endlich der Vergangenheit an. Im Jahre 1961 zählt der Verein 133 Mitglieder.

Sportliche Erfolge sind in den 1950er-Jahren kaum zu zählen. So wurden die HeiFas bei den Bundesmeisterschaften des NWDSB im Jahre 1952 und 1954 Mannschaftsmeister mit dem Luftgewehr. Unzählige Meistertitel auf Bezirksebene und viele Erfolge bei Verbandsschießen und so manche Pokalgewinne führten bei den Nachbarvereinen zu dem Ausspruch von den „Heidberger  Wilddieben“, die unter der sportlichen Leitung von Fritz Struß, Hans Behrens und Diedrich Kück alle Preise absahnten und nicht immer gern gesehen waren.

Hinrich Poppe wurde vom Wörpe-Wümme-Verband zum Präsidenten gewählt, und gab aus gesundheitlichen Gründen im Jahre 1961 sein Vereinsamt ab. Sein Stellvertreter Hinrich Otten führt die Geschäfte weiter und wird zum 1. Vorsitzenden gewählt. Die Finanzlage des Vereins bessert sich, und es werden ein zweites Luftgewehr, ein KK-Gewehr und die erste automatische Scheibenzuganlage angeschafft.

Im Jahre 1966 übernimmt nach dem frühen Tode Hinrich Ottens Schützenbruder Hermann Högemann die Leitung der Vereinsgeschicke für neun Jahre. Es beginnt eine Zeit der regen Aufwärtsentwicklung. Eine Damenabteilung wurde 1966 versuchsweise gegründet, um sie dann im Januar 1967 mit den Trainern Karl Rohdenburg und Bernhard Meyerdierks endgültig zum Leben zu erwecken. Als erste Damensprecherin fungierte Wilma Schaeckenbach.

Als neue Abteilung installierte sich dann im Jahre 1969 eine Gruppe von Pistolenschützen unter der Regie von Heinz-Georg Gefken. Für alle Aktivitäten wurde die Schießanlage zu klein, und so wurde eine großzügig geplante Anlage mit 14 KK-Zuganlagen, 12 Luftgewehr- und 10 Sportpistolenständen, zu der ein großer Aufenthaltsraum gehört, errichtet. Nicht alles konnte zum Jubiläumsfest im Jahre 1971 fertiggestellt werden, doch die Nutzung dieser Großanlage trug zum Gelingen des Sportprogramms bei.

Leider zeigte sich der Wettergott zum 100-jährigen Schützenfest von seiner schlechtesten Seite, und sogar der Jubiläumsumzug musste wegen Dauerregens ausfallen. Trotz allem fand das Fest unter großer Beteiligung der Schützen aus nah und fern, sowie der einheimischen Bevölkerung statt und gab wegen seiner äußeren Begleitumstände noch so manchen Diskussionsstoff.

Schützenbruder Henry Flömer wurde auf der Jahreshauptversammlung 1975 zum 1. Vorsitzenden gewählt und leitete den Verein durch seine aktivste Zeit. Während seiner Regentschaft stieg die Mitgliederzahl auf über 400 an. Sportliche Erfolge, vor allem durch eine leistungsstarke Jugendabteilung unter dem Jugendleiter Werner Kothe, waren unzählbar und trugen zum Bekanntwerden des Vereinsnamens im ganzen Land bei.

Die heutige Vereinsfahne wurde nach einer Stiftung durch eine Anzahl von Mitgliedern beim Schützenfest 1976 geweiht und gilt neben der noch vorhandenen alten Fahne als Symbol der Treue zum Verein.

Mit einem weiteren Bauabschnitt begann die Arbeit von Werner Kothe als 1. Vorsitzenden und Jürgen Ströhmann als Stellvertreter im Jahre 1989. Durch teilweise Überdachung der KK-Stände entstanden für die Winternutzung weitere 20 Luftdruckanlagen, so dass eine vielseitige Nutzbarkeit der Schießsportanlage am Heidberg gegeben ist. Nach mehrmaliger Umgestaltung des Aufenthaltsraumes, mit seinen Nebenräumen und der durch Henry Flömer gestalteten neuen Thekenanlage bietet sich den Besuchern des Jubiläumsschützenfestes 1996 eine rundum erneuerte Vereinsheimat der „HeiFas“.

Insbesondere die Möglichkeit den KK-Stand im Winter unter der Teilüberdachung zu schließen und mit 20 Lufdruckanlagen zu bestücken, schaffte ganz neue Dimensionen für Verein und Verbände.

Ab Anfang der 1990er Jahre erkundete der Verein auf vielen mehrtägigen Ausfahrten die Deutsche Republik, insbesondere die neuen Bundesländer boten mit Rügen oder Thüringen besondere Erlebnisse für ca. 50 Vereinsmitglieder. Die Fahrten waren teilweise so überbucht, dass auf einigen Fahrten ein paar jüngere Teilnehmer im Rotationsverfahren auf dem Mittelgang stehen oder sitzen mussten. Noch heute erinnern sich viele an einen aufgesetzten Bus am Truppenübungsplatz oder einen sehr geschäftstüchtigen Containerkneipenwirt auf Rügen. Ein Teilnehmer hatte dort in seinen Geburtstag hineingefeiert und die bereits um 20 Uhr dafür bestellte Männerrunde (doppelter Jägermeister mit einem Halben Bier) kam auf die Minute genau zu Mitternacht. Den Spruch „Ich habe so lange auf, wie Ihr Durst habt“, musste man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Im Osten fand sich dann auch der zweite Partnerverein neben den bereits seit den frühen 70er Jahren sehr verbundenen Schützen aus Zorge im Harz. Der Schützenverein Blumenthal in Mecklenburg-Vorpommern hatte sich kurz nach der Wende neu aufgestellt und einen DDR-Schießstand im Dorf übernommen. Die gegenseitigen Besuche blieben für beide Seiten in großer Erinnerung.

Im Jahr 1999 kam es zu einem erneuten Führungswechsel. Heinz Otten übernahm den Vorsitz nachdem Werner Kothe wegen einer Kampagne übler Nachrede gegen seine Person nicht zur Wiederwahl angetreten war.

Auch wenn Mitte der 1990er Jahre immer noch sportlicher Höhenflug und Mitgliederrekord herrschte, war der Zenit der Vereinsentwicklung bereits längst überschritten.

Der dörfliche Charakter der Region änderte sich durch rasant sich entwickelnde neue Baugebiete überall in und um Lilienthal. Nur wenige der meist aus der Großstadt hinzugekommenen Neubürger konnten mit der Tradition des Schützenwesens etwas anfangen. Zwar waren die Festplätze bei Schützenfesten weiterhin gut besucht, jedoch verspürte kaum noch jemand die Pflicht dem neuen Schützenkönig zu huldigen.

Schießen wurde von vielen nicht mehr als Sport anerkannt, weil man dabei ja stillstehen muss.

Ein ca. 5kg schweres Gewehr 50 Mal anzuheben und etwa eine Minute still vor dem Körper zu halten, wäre für die meisten Kritiker sicher ein ganz neues Krafterlebnis. Nur probieren sollte man es auch.

Sinnigerweise stiegen zur selben Zeit bei den Wintersportübertragungen die Einschaltquoten der Biathleten auf Rekordhöhen, während die der Langläufer im Keller blieben. Irgendeinen Reiz scheint das Gewehr bei den Massen doch auszulösen.

Knüppeldick kam es für das komplette Schützenwesen Anfang der 2000er Jahre. Nach Vorbild der USA musste Deutschland mehrere Amokläufe in Schulen überstehen. In den meisten Fällen wurden hierbei legal erworbene „Sportwaffen“ verwendet. Dass es für diese Waffen innerhalb des Deutschen Schützenbundes keinerlei Verwendung gab, interessierte die Berichterstattung nicht.

Die Waffengesetzgebung wurde auf Druck einer aufgeputschten Öffentlichkeit extrem verschärft. In einigen Bundesländern bis hin zu einem Grundsatzverdacht auf kriminelle Handhabung durch die Sportschützen, was sich durch teilweise mehrmals jährlich stattfindende und kostenpflichtige Kontrollen bei den Waffenbesitzern zu Hause äußert. Altersgrenzen für die Erlaubnis des Schießens von Jugendlichen wurden erheblich angehoben.

In Lilienthal wurden Schüler von Lehrern mit schlechteren Noten bedroht, wenn sie weiterhin im Schützenverein trainierten.

Unter der Führung von Heinz Otten wurde der Schießstand im Jahre 2006 dann auf eine elektronische Scheibenanlage für 16 Stände umgerüstet, die im Sommer auf der 50m KK-Distanz und im Winter auf der 10m Luftdruckdistanz genutzt werden kann. Zu dieser Zeit nicht nur von der Technik, sondern auch von der Standkapazität einzigartig im Umkreis.

Die Begleitumstände machten trotzdem die Werbung von neuen Mitgliedern zu einem schweren Geschäft, was in allen Schützenvereinen zu Nachwuchsmangel und Überalterung der Mitgliederstruktur führt.

Damit einhergehend finden sich auch immer weniger Aktive für die vielen Vorstands- und Arbeitsaufgaben, leider eine Problematik, die in Vereinen aus allen Branchen den gesellschaftlichen Wandel der digitalisierten und konsumorientierten Welt darstellt.

Auch sportlich ist in dieser Zeit ein Wechsel eingetreten. Während früher der Schießsport vor allem von unter 50-jährigen frei stehenden Teilnehmern geprägt war, ist in den letzten 25 Jahren das Auflageschießen immer mehr in den Vordergrund getreten. Wer glaubt, das sei so einfach, der irrt. Ohne Kommastellenauswertung wären keine Sieger zu ermitteln, so eng liegen die Spitzenleute beieinander. Und auch hier zeigt sich, dass wer Meister werden will, lange trainieren muss. So mancher sehr alter Schütze steht hier vor den meisten jüngeren. Und Heidberg-Falkenberg ist meistens bis zu den Deutschen Meisterschaften dabei. Hier sind besonders Manfred Meyer oder Anita Grotheer zu erwähnen.

Auf Grund tiefgreifender Veränderungen in seinem persönlichen Umfeld legte Heinz Otten sein Amt im Frühsommer 2012 nieder. Der 2. Vorsitzende Rolf Lauterbach musste kurz vor dem eigenen Schützenfest allein übernehmen und führte den Verein mehr als ein Jahr in dieser Konstellation.

Mitte 2013 übernahm erstmals ein Trio die Geschäftsführung des Schützenvereins Heidberg-Falkenberg. Neuer 1. Vorsitzender wurde Andre´ Bornemann, zu dieser Zeit gerade 30 Jahre alt. Ihm zur Seite stellten sich Rainer Kück als 2. Vorsitzender und Elisabeth Eckhardt auf der neu geschaffenen Position der 3. Vorsitzenden.

Der neue Vorstand hatte ein schweres Erbe angetreten, nicht etwa wegen besonders schlechter Wirtschaft der Vorgänger, sondern wegen des Zeitenwandels.

Die Schützenfeste in allen Orten wurden immer schlechter besucht, Schausteller verlangten Antrittsprämien im vierstelligen Bereich, was ein gemeinnütziger Verein gar nicht umsetzen darf.

Unter diesen Umständen wurde auch das Festzelt nicht mehr ausreichend besucht, als dass der Festwirt es weiter allein finanzieren konnte.

Eine umfassende Reform des Schützenfestes erfolgte prompt. Im Jahr 2013 stand zum letzten Mal ein Karussell auf dem Schützenplatz. Hier hatten ein paar Vereinsmitglieder tief in die eigene Tasche gegriffen. Leider hatten sie hierüber ein genauso tiefes Mitteilungsbedürfnis.

2014 wurde das Festzelt, das bisher immer auf der Wiese neben Pein´s Gasthaus stand, in verkleinerter Form vor dem Schützenhaus aufgestellt. Das Schützenfest wurde von 4 auf 3 Tage verkürzt und der Königsball in die Mitte des Festwochenendes auf den Samstagabend verlegt.

Zum Schützenfest 2015 wurde die Luftgewehrhalle so umgebaut, dass sie zusammen mit dem Aufenthaltsbereich um die Tresenanlage als Festhalle genutzt werden kann.

Durch diese Maßnahmen konnte die weitere Durchführung von Schützenfesten wieder in finanzierbare Dimensionen gebracht werden und diese Feste und Festumzüge sind nach wie vor gut besucht.

Das heutige Vereinsleben im Schützenverein Heidberg-Falkenberg wird vor allem geprägt durch seine immer gut besuchten Trainingsabende, durch Teilnahme an sportlichen Wettbewerben sowie dem Ablauf der traditionellen Vereinsfeste wie Wintercup, Frühjahrsschießen, Schützenfest, Grillfest, Herbstschießen, Knippessen, Schweinefleischschießen und Weihnachtsfeier.

Der Verein hat Ende 2020 einen Mitgliederstand von 199 Personen, die sich wie folgt aufteilen:                         

Jugendabteilung (bis 20 Jahre):                                    7

Damenabteilung (ab 21 Jahre):                                    63

Männliche Schützen bis Senioren (ab 21 Jahre):           129

Darunter ca. 20 aktive Pistolenschützen.



Unsere Damenabteilung – 55 Jahre und kein bisschen leise

Im Frühjahr 1966 startete ein  neues Kapitel in der Vereinsgeschichte. Die Frauen, vor allem die Ehefrauen der aktiven Schützen waren schon immer eine tragende Säule für das Gelingen einer jeden Veranstaltung des Vereins. Ob es darum ging die hungrigen Männer zu verköstigen oder einfach nachher ihre Hinterlassenschaften zu beseitigen, ohne weibliche Hilfe ging nichts. Auch die Festbälle der vielen Schützen-, Feuerwehr- und Sportfeste wären ohne Frauen nicht denkbar gewesen.  Nur von einem waren die Frauen immer komplett ausgeschlossen, nämlich als Mitglied des Vereins am Schießen teilzunehmen.

Nach eingehender Diskussion, die vermutlich zu dieser Zeit noch sehr kontrovers verlief, beschloss zunächst eine Mitgliederversammlung des bis dahin reinen Männervereins die Vorbereitung zur Gründung einer Damenriege. Schießmeister Hans Behrens und der damalige Pressewart Klaus-Dieter Varrelmann erhielten den Auftrag ausreichend beitrittswillige Damen zusammen zu bekommen.

Bereits einen Monat später fand eine Gründungsversammlung mit dem Vorstand des Schützenvereins und 9 interessierten Damen statt und weitere 3 Wochen später der erste Damentrainingsabend.

Da man den zarten Wesen zunächst nur wenig zutraute, war die Damenabteilung in der ersten Zeit auf das Luftgewehrschießen beschränkt. Hierfür wurde neben den normalen Gewehren auch ein besonders leichtes zur Verfügung gestellt. Die erfahrenen Sportschützen Kalli Rohdenburg und Bernhard Meyerdierks übernahmen die Funktion der Trainer für die Damenriege. Da einige Damen in hochhackigen Schuhen zum Training erschienen, war auch einfaches Grundlagenwissen zu vermitteln: Schönheit erringt hier keine Pokale.

Ansprache und Erklärungen fruchteten gut, bereits beim Wörpe-Wümme-Schießen im September 1966 nahmen die Heidberger Damen erfolgreich teil und Wilma Schaeckenbach wurde sogar beste Dame im Wettbewerb. Seit Beginn der Damenabteilung erfreute sich hier das Auflageschießen mit dem Sandsack großer Beliebtheit, ein Trend der sich bis heute bei Damenabteilungen des Bezirks gehalten hat.

1967 marschierten die Damen bereits in eigenen Uniformen bei den auswärtigen Schützenfesten mit. Weil sie dabei ein wesentlich besseres Bild abgaben, übernahmen sie fortan auch die Fahnenbegleitung in vorderster Reihe.

Schnell zeigten die Frauen, dass sie nicht schlechter schießen können, als ihre Männer und begannen auch mit dem Kleinkalibergewehr zu schießen. Von da an nahmen sie ebenfalls an den diversen Vogelschießen des Vereins teil.

Ab 1967 war die Damenabteilung voll in den Verein integriert und erhielt mit der Damensportleiterin auch einen Sitz im engeren Vorstand. Für den Titel der Damenkönigin erhielten die Damen einen eigenen Rumpf, den Auerhahn. Zuvor konnten sie bei den Außenteilen mit auf die Vögel der Schützen teilnehmen. Diese Regel gibt es heute noch genauso für die Juniorenklasse. Bei den ab 1968/69 stattfindenden Frühjahrs- und Herbstschießen gab es von vornherein keine Trennung der Geschlechter. Hier holten die Damen über die Jahre sehr viele Königstitel.

Seit Mitte der 70er Jahre haben die Damen zum Schützenfest ihren eigenen Vogel. Dieser wird immer am Abend nach dem allgemeinen Arbeitsdienst zum Schützenfest liebevoll in bunten Farben bemalt, jedes Teil in anderem Farbton. Dank der Anwendung von ausreichend „Verdünner“ mit stetig wachsender Kreativität. Schnell wurde der Damenvogel argwöhnisch als „Paradiesvogel“ verspottet. Doch die Damen waren stolz darauf. Als Mitte der 90er Jahre der stellvertretende Schießmeister das Hinweisschild für den Damenvogel auf der Rückseite mit „Paradiesvogel“ beschriftete und entsprechend aufhängte, war das ausgelassene Gekreische groß. Nach seiner Verurteilung beim „Nassen Gericht“ sollte das Schild wieder richtig herum aufgehängt werden. Eine Unternehmung, die von der Mehrheit der Damen verhindert wurde, bis heute hängt das Schild noch mit der Rückseite nach vorne.

Auch sportlich erzielten die Heidberg-Falkenberger Damen gute Erfolge. Regelmäßige Teilnahmen an den Kreis- und Bezirksmeisterschaften wurden sehr häufig auch belohnt mit der Qualifikation zu den Landes-, des Öfteren auch zu den Deutschen Meisterschaften. Hier reicht die Bandbreite der Teilnahmen von Luftgewehr-Freihandschießen bis zu Kleinkaliber-Liegendkampf, sowie stehend aufgelegt LG und KK. Zusätzlich zu den Meisterschaften finden zu fast allen Wettbewerben auch Rundenwettkämpfe auf Kreis- und Bezirksebene statt, bei denen auch Mannschaften aus Heidberg-Falkenberg erfolgreich vertreten sind.

Wie in jedem erfolgreichen Verein wird neben der sportlichen Zusammenkunft auch der gesellschaftliche Austausch in der Heidberg-Falkenberger Damenabteilung groß geschrieben. Innerhalb der Abteilung finden regelmäßige Tagesausfahrten zu verschiedenen interessanten Zielen statt, das jährliche Weihnachtsessen zum Jahresabschluss und kurz vor Abschluss des Königsjahres lädt die Damenkönigin ihre Abteilung zu einem gemütlichen Abend ein.

Für das sportliche Zusammentreffen auch der sportlich etwas weniger erfolgreichen Mitglieder gibt es alljährlich im November ein Damenpreisschießen auf dem Heidberger Schießstand mit Vereinen aus der Region. Im umlaufenden Ausrichterwechsel mit den beiden anderen Schützenvereinen der Gemeinde Lilienthal findet im Frühjahr alljährlich ein Freundschaftsschießen der Damen statt.

Darüber hinaus nimmt die Damenabteilung mit eigenen Mannschaften an den Pokalschießen der befreundeten Vereine teil.

Konstanz ist ein großer Vorteil der Damenabteilung. So kam sie in den 55 Jahren seit ihrer Gründung mit insgesamt nur 6 Damensportleiterinnen aus:

1967 – 1975 und 1978 – 1986   Wilma Schaeckenbach

1975 – 1978                             Alma Kück

1986 – 1990 und 1998 – 2011   Inge Otten

1990 – 1998                             Irmgard Gercken

2011 – 2018                             Jutta Ramke

Seit 2018                                 Anke Bannert